Mehrheit will Verkehrstests: Kommt jetzt die Fahrprüfung für Senioren?
Eine Umfrage unter Autohalter*innen hat ergeben, dass sich die Mehrheit der Befragten für eine Fahrtauglichkeitsprüfung im Alter ausspricht. Bisher gibt es noch keine entsprechende Regelung.
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Wie eine repräsentative Umfrage des Gebrauchtwagenverkaufsportals 'Autoscout24' jetzt ergab, würden es 86 Prozent der Befragten befürworten, wenn Personen ab einem gewissen Alter ihre Fahrtüchtigkeit testen lassen müssten. 1.002 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren nahmen an der Befragung teil.
Nur 11 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen halten nichts davon, Verkehrstests für Senioren*innen einzuführen. Unter den jüngeren Autofahrer*innen finden sich prozentual zwar mehr Befürworter*innen für die Fahrtauglichkeitsprüfung, doch auch drei Viertel der älteren Befragten sprechen sich in der Umfrage dafür aus.
Dabei sind die meisten der Auffassung, dass 70 eine angemessene Altersgrenze für eine derartige Überprüfung sei.
Fahrtauglichkeitsbescheinigung ist schon seit Längerem Thema
Die Forderung, Fahrtauglichkeitstests für Ältere einzuführen, ist indes nicht neu. In den vergangenen Jahren wurden entsprechende Vorschläge immer wieder laut - insbesondere dann, wenn es zu schweren Verkehrsunfällen, an denen ältere Menschen beteiligt waren, kam. Laut der Deutschen Verkehrswacht verunglückten Menschen ab 65 Jahren im Jahr 2020 - gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil - zwar seltener als jüngere, doch sie seien "überproportional häufig in schwere Verkehrsunfälle verwickelt".
Bis dato gibt es in Deutschland dennoch kein Gesetz, das älteren Menschen verbietet, am Straßenverkehr aktiv teilzunehmen, beziehungsweise das sie dazu verpflichtet, ihre Verkehrstauglichkeit ab einem gewissen Alter zu überprüfen.
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Sehvermögen, kognitive und motorische Fähigkeiten nehmen im Alter ab
Mit zunehmendem Alter wird aber das Sehvermögen schlechter und die Beweglichkeit lässt nach - ein Grund, warum in Unfälle verwickelte Senioren*innen auch häufig deren Verursacher*innen sind. Auch die Folgen von Unfällen wiegen bei ihnen aufgrund einer geringeren Widerstandkraft schwerer.
Im Interview mit der 'Bild'-Zeitung sagte Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), hierzu: "Drei von vier Unfällen, in die über 75-jährige Autofahrer verwickelt sind, wurden auch von ihnen verursacht." Die "individuelle Leistungsfähigkeit (sehen, hören, Reaktion)" nehme generell mit dem Alter ab, doch der Leistungsabfall sei individuell sehr unterschiedlich und schleichend. Bedeutsame Unterschiede könne man oft erst ab 75 Jahren erkennen.
Trotz der sinkenden Leistungsfähigkeit der Älteren steht Brockmann einer verpflichtenden Fahrtauglichkeitsprüfung aber eher kritisch gegenüber - denn er hat die Befürchtung, dass diese nur über eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) realisierbar wäre, was für die Betroffenen mit erheblichen Kosten einherginge. Im Interview äußerte er stattdessen folgenden Vorschlag: "Eine verpflichtende Fahrt mit einem Experten, der eine Beurteilung und Empfehlungen abgibt. Das Ergebnis bleibt aber unter vier Augen." Die Abgabe des Führerscheins sollte laut Brockmann dann aber dennoch freiwillig erfolgen.
Auch die bekannten Autoclubs in Deutschland appellieren weiterhin an die Vernunft älterer Personen, statt sich für eine Tauglichkeitsprüfung auszusprechen. Viele von ihnen bieten speziell für sie Schulungen an, bei denen die eigene Verkehrstauglichkeit geprüft werden kann.
In Baden-Württemberg: ÖPNV-Ticket bei freiwilliger Abgabe des Führerscheins
In den einzelnen Bundesländern stellt sich die Politik dieser Problematik bereits und geht auf unterschiedliche Weise damit um. Dies liegt unter anderem an den verschiedenen infrastrukturellen Begebenheiten: Vor allem in ländlicheren Regionen sind ältere Menschen darauf angewiesen, mit einem Auto mobil zu sein, da es - anders als in urbanen Regionen - weniger Bus- und Bahnangebote gibt.
In Baden-Württemberg etwa gilt derzeit folgendes Angebot: Personen im Rentenalter, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, werden mit einem kostenlosen Ticket für den öffentlichen Nahverkehr belohnt. "Wir möchten damit den Zugang zum ÖPNV erleichtern", erklärte Verkehrsminister Joachim Herrmann die Situation. Mehr als ein Drittel der im Straßenverkehr tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmer seien 65 Jahre und älter, sagte er.
So gehen unsere Nachbarländer mit der Problematik um
Tatsächlich ist eine freiwillige Untersuchung auf Fahrtauglichkeit in Deutschland eher unüblich. In anderen europäischen Ländern dagegen wird schon seit Längerem eine entsprechende Pflicht praktiziert: In Dänemark etwa muss jährlich ein ärztliches Attest über die Verkehrstauglichkeit vorgelegt werden. In der Schweiz muss man ab 70 Jahren zu einer Kontrolluntersuchung, wenn man weiterhin am Steuer sitzen will.
Wann ist meine Fahrtauglichkeit in Gefahr?
Auch, wenn es in Deutschland noch keine Pflicht zur Fahrtauglichkeitsprüfung gibt: Ab einem gewissen Alter sollte man sich und sein Verhalten am Steuer genauer unter die Lupe nehmen. Wenn Sie sich beim Autofahren nicht mehr so sicher fühlen wie in jungen Jahren oder generell unsicher sind, ob Sie noch fit genug für das Steuer sind, sollten Sie auf vier Warnzeichen achten:
Sehvermögen: Wenn Sie Dinge plötzlich unscharf sehen, lohnt sich eine Kontrolle Ihrer Sehkraft.
Hörvermögen: Wenn Sie Musik oder den Fernseher öfters lauter stellen als gewohnt, ist es eventuell an der Zeit für einen Hörtest.
Reaktionsfähigkeit: Die Fähigkeit, schnell und sicher zu reagieren, ist für das Autofahren unabdingbar. Wenn Sie alltägliche Dinge neuerdings eher als belastend empfinden, lohnt sich hier der Check.
Zum Weiterlesen: So trainieren Sie Ihre Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr
Beweglichkeit: Wenn Ihnen gewohnte Bewegungen Schmerzen verursachen, kann dies ein Hinweis sein, dass Sie dies auch beim Autofahren einschränkt.
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