Hundetraining

Mantrailing: Tipps für Anfänger & die geeigneten Rassen

Was ist Mantrailing, welche Vor- und Nachteile bietet das Training und welches ist das passende Zubehör?

Im Park trainiert eine junge Frau mit ihrem Hund. Der Hund läuft vor Ihr an einer langen, gespannten Leine.
Mantrailing gehört zu einer von vielen Nasenarbeiten, die ein Hund leisten kann. Bei diesem Training fokussiert sich der Hund darauf, eine Person zu suchen. Foto: IMAGO / Westend61
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Mantrailing ist eine Form der Personensuche, die ursprünglich aus Amerika kommt. Diese Form entwickelte sich von der Fährtenverfolgung von Sklaven im "Wilden Westen", über die Straftätersuche hin zur professionellen Rettungshundearbeit.

Mittlerweile hat sich die professionelle Personensuche zu einem beliebten Hobby entwickelt. Das Training ist anspruchsvoll, fördert jedoch die Beziehung von Mensch und Hund und lastet Ihren Vierbeiner auf natürlichem Weg aus.

Was ist Mantrailing?

Bei diesem Hundesport geht es darum, dass ein Hund einen Menschen über die Spur seines Individualgeruches sucht. Der Begriff "Mantrailing" setzt sich aus zwei englischen Worten zusammen: "Man" (Mann) und "Trail" (Spur).

"Hunde können den menschlichen Geruch riechen und unterscheiden. Egal wie viel Deo oder Parfüm wir benutzen, unser Individualgeruch kann für einen Hund nicht überdeckt werden. Der Geruchssinn eines Hundes ist sehr viel besser als der von uns Menschen." erklärt unsere Expertin Thy Le.

"Mantrailing ist eine Form der Nasenarbeit und gehört wie auch das ID-Tracking zur Rettungshundearbeit, bei der es darum geht verlorengegangene Menschen zu suchen und zu finden" betont Thy Le. Der Unterschied zwischen Mantrailing und ID-Tracking ist relativ klein. Beim Mantrailing wird die Spürnase ist dafür ausgebildet, die"leichte Spur", also kleine, leichte Hautschuppen, die in der Luft schweben und schnell verwehen, zu verfolgen. Der ID-Tracker hingegen sucht "schwere Spuren", also große, schwere, zusammenhängende Hautschuppen, die schneller zu Boden sinken.

Expertin Thy Le mit Hund  - Foto: Thy Le

Unsere Expertin:

“Sei respektvoll und setze klare Grenzen. Lernt euch neu verstehen.” - So arbeitet Thy Le mit Hunden und ihren menschlichen Begleitern. Sie ist überzeugt, dass wir immer kommunizieren, auch wenn wir nichts sagen. Kommunikation zwischen Hund und Mensch sei der Schlüssel für ein harmonisches und konfliktfreies gemeinsames Leben.

Ihre Schwerpunkte liegen im Bereich Medical Training und in der Arbeit mit Hunden aus dem Tierschutz.

Alle weiteren Informationen unter www.hundetraining-lieblingspfoten.de

Anleitung für das Mantrailing-Training für Anfänger

Der Ablauf dieses Hundesports verläuft grundsätzlich simpel: Start - Suche - Ziel. Jedoch müssen die einzelnen Schritte vorerst intensiv geübt werden. Wie, verrät uns unsere Expertin Thy Le: "Als Erstes soll der Vierbeiner üben, was er suchen soll. Hier muss der Hund durch zum Beispiel eine Begrüßung zwischen Hund und Gesuchter*m den Geruch kennen lernen. Zudem muss der Vierbeiner lernen, mit welchem Signal ("SUCH") er mit der Suche beginnen soll.

Dann erfolgt die Suche, bei der der Hund vorerst mit seinem Besitzer wartet, bis die andere Person versteckt ist. Nach dem Freigeben des Hundes zur Suche, beginnt Ihr Hund instinktiv mit seiner Nase die Fährte zu verfolgen.

Zum Ende soll der Vierbeiner nach dem Finden durch ein von Ihnen festgelegtes Zeichen, anzeigen, was oder wen er gefunden hat" erklärt unsere Expertin.

Ihre Fellnase sollte vor der Ausbildung die Kommandos SITZ, PLATZ und/ -oder STEH können. Zudem sollten Sie für sich klären, ob Ihr Hund aktiv oder passiv anzeigt, wenn er den*die Gesuchte*n gefunden hat. Bei einer aktiven Anzeige signalisiert er durch Bellen oder Zurücklaufen, dass er etwas gefunden hat. Bei einer passiven Anzeige ist Ihre Fellnase fixiert, zum Beispiel in einer SITZ, PLATZ oder STEH Position. Für die Arbeit sind zwei Menschen erforderlich. Die eine Person wird gesucht. Die andere hat den Vierbeiner an der Leine.

Im Video werden Mantrailing-Übungen für Anfänger gezeigt. Unter dem Video geht des mit dem Artikel weiter.

Video Platzhalter
Video: Xcel Production

Zuhause oder in der Hundeschule trainieren?

Üblicherweise beginnt man mit dem Mantrailing-Training in einer Hundeschule. Dort bekommen Sie die jeweiligen Schritte von einem professionellen Trainer vermittelt und werden bei Fehlern direkt korrigiert. Die Trainingsstunden finden häufig ein bis zwei mal die Woche statt. Zu Beginn reicht eine Stunde pro Woche, weil die Übungen sehr intensiv sind. Ist Ihr Vierbeiner schon etwas fortgeschritten, können Sie die Schule auch zwei Mal wöchentlich besuchen.

Grundsätzlich ist es auch möglich die Übungen Zuhause mit Freunden oder der Familie durchzuführen. Allerdings ist es hier wichtig, die Schritte richtig durchzuführen. Aus diesem Grund sollten Sie in Betracht ziehen, zumindest eine Trainingsstunde bei der Hundeschule mitzumachen, um das gelernte Zuhause anzuwenden. Andenfalls können Sie mit den Schritten von unsere Expertin lernen.

Unsere Expertin erklärt, wie ein Aubildungsstart aussehen könnte:

1. Die Person, die der Hund suchen soll, begrüßt das Tier, geht ein paar Schritte nach vorne und "versteckt sich" vorerst gut sichtbar. Wählen Sie dafür eine sehr kurze Strecke.

2. Der Hund soll diese Person am Anfang sehen und auch sehen, wo sich diese Person versteckt.

3. Auf ein bestimmtes Signal startet der/die Hundehalter*In und motiviert seinen*Ihren Hund, die versteckte Person zu suchen.

4. Hat das Tier die “versteckte Person” gefunden, wird er bestätigt und bekommt seine Belohnung von der "versteckten Person". Als Belohnung können Leckerchen verwendet werden, ein gemeinsames Spiel oder Spielzeuge.

5. Wenn Ihr Vierbeiner nach mehreren Anläufen die gesuchte Person mit Leichtigkeit findet, können Sie das Niveau nun anheben. Derjenige, der sich versteckt, kann nun den Schwierigkeitsgrad durch eine weitere Distanz und vollständiges Verstecken erhöhen.

Übungen vor dem Mantrailing-Training

Sie und Ihre Spürnase können auch ohne jegliche Vorkenntnisse mit dem Üben beginnen. Neben den oben genannten vorausgesetzten Kommandos, gibt es weitere Übungen, die die darauffolgende Spürhund-Arbeit vereinfachen, betont Thy Le: 

"Schleppleinen-Übung: Dein Hund lernt dabei, auf Entfernung bestimmte Signale auszuführen, wie zum Beispiel WARTEN oder STOPP.

Durch die Gewöhnung an unterschiedliche Umgebungen, Untergründe und Wetterbedingungen ist dein Hund bereits damit vertraut und nimmt es beim Mantrailing weniger als Schwierigkeit und Ablenkung wahr.

Die Gewöhnung an fremde Menschen, insbesondere wenn Ihr Vierbeiner unsicher gegenüber fremden Menschen ist, löst eine wesentliche Hürde beim Mantrailing, da dein Hund beim Mantrailing die Fährte von fremden Menschen verfolgen soll.

Such-Übungen, wie zum Beispiel Leckerchen-Suche im Rasen oder in Baumstämmen während eines Spaziergangs, motivieren dein Tier, die Nase einzusetzen.

Das Warten alleine im Auto/ in der Hundebox und das Autofahren selbst sollte vorher trainiert sein, denn in den meisten Mantrailing-Gruppen ist das Warten im Auto, während dein Hund nicht mit Suchen dran ist, ein wesentlicher Bestandteil der Mantrailing-Stunde. Jedoch sollten Sie die Wetterbedingungen berücksichtigen, denn bei extremer Kälte oder Hitze müssen bestimmte Vorkehrungen getroffen weden.

Vor- und Nachteile des Hundesports

Tabellarische Abbildung der Vor- und Nachteile des Hundetrainings
Foto: CANVA/ Merle Dornfeldt

Diese Ausrüstung ist ideal für die Sucharbeit

Für die Ausbildung benötigt Ihre Fellnase eine bestimmte Ausrüstung. Da bei der Suche durch das Ziehen Spannung auf der Leine ist, empfiehlt sich ein gut sitzendes Geschirr. Von Vorteil ist, wenn dieses Geschirr nur beim Mantrailing getragen wird. Für den Alltag sollten Sie Ihr gewöhnliche Halsband oder Geschirr verwenden. Dadurch ist das Geschirr ein automatisches Signal für den Vierbeiner, dass gleich die Arbeit losgeht. Sie können auch individuell ein Halstuch oder etwas anderes verwenden, um dem Hund dieses Zeichen zu vermitteln. Für die Suche ist eine Schleppleine ebenfalls sehr wichtig. Denn dadurch hat die Spürnase ausreichend Freiraum um zu suchen. Für die langen Laufstrecken eignen sich noch weiteres Zubehör wie, Schuhe oder eine Schutzweste, jedoch ist dies kein Muss.

"Balance zwischen motivieren und eigenständig"

Für die Ausbildung zu einem erfolgreichen Mantrailer ist Spaß und Motivation extrem bedeutsam. Bereiten Sie Ihrem Vierbeiner Spaß, indem Sie ihm zeigen, dass er Erfolg hat und Dinge richtig macht. Loben Sie Ihre Spürnase! Falls Ihr Spürhund nicht weiter kommt, können Sie ihm kleine Hinweise geben.  

Dass Ihr Vierbeiner stark an der Leine zieht, ist wahrscheinlich etwas neues – gewöhnen Sie sich daran. Wichtig ist ebenfalls zu beachten, dass Ihr Hund keine Maschine ist und die Leistungsfähigkeit von der Umgebung, dem Lichtverhältnis, der Wetterbedingung, dem Gesundheitlichen Zustand und der Laune abhängig ist.

Welches Geschlecht, Alter, Rasse und Charakter eignet sich?

Grundsätzlich kann man die Übungen mit jedem Hund probieren. Das Geschlecht ist egal – Rüden und Hündinnen eignen sind gleichermaßen. Das Alter spielt keine große Rolle, solange der Vierbeiner körperlich sowie mental gesund ist. Beginnen können Sie mit den Übungen, sobald Ihr Hund die Grunderziehung beherrscht und schon etwas mehr ausgelastet werden kann. Auch mit einem Senior können Sie weiterhin trainieren, jedoch sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Vierbeiner fit und motiviert ist. Bedenken Sie, dass ein älterer Hund nicht mehr so leistungsstark ist, wie er vielleicht einmal war. 

Expertin Thy Le erklärt: "Die Rasse und der Charakter eines Hundes sind zwar kein Ausschlusskriterium für Mantrailing. Jedoch gibt es bestimmte Rassen und Charaktereigenschaften, die sich nur bedingt für das Mantrailing eignen, da diese Tiere nur eine geringere Motivation für die Nasenarbeit verfügen und eine niedrigere Konzentrationsfähigkeit haben. Ein gutes Beispiel dafür sind Windhunde (u. a. Greyhound, Whippet). Sie sind Sichtjäger, die auf die Hetzjagd von Niederwild spezialisiert sind. Windhunde sind schwer für die Nasenarbeit zu motivieren, da sie in der Jagd sehr eigenständig sind und nicht mit Menschen gemeinsam jagen. Häufig sind sie sehr sensible, unsichere Tiere und gegenüber fremden Menschen zurückhaltend." Dennoch ist jeder Vierbeiner sehr individuell, weshalb es es mit jedem probieren können.

Es gibt noch weitere Formen der Nasenarbeit, stellt unsere Expertin vor:

"Flächensuche: Bei der Flächensuche soll der Spürhund nicht nach einer bestimmten Person suchen, sondern nach allen menschlichen Gerüchen innerhalb einer abgegrenzten Fläche und jede gefundene Person anzeigen.

Fährtensuche: Bei der Fährtensuche soll der Vierbeiner zwar auch der Fährte eines Menschen folgen, jedoch geht es weniger um das Ziel, sondern um die Fährte selbst. Dabei soll der Vierbeiner anhand von Bodenverletzungen verlorene Gegenstände der gesuchten Person anzeigen.

Gegenstandssuche: Bei der Gegenstandssuche soll der Hund nach bestimmten Gegenständen suchen. Zwei beliebte Formen der Gegenstandssuche sind: Zielobjektsuche (ZOSⓇ) und Dummyarbeit. Bei der ZOSⓇ wird das Tier darauf trainiert, bestimmte Dinge zu suchen und zu finden. Die Dummyarbeit imitiert mit einem Dummy die Ersatzbeute, die der Vierbeiner suchen und apportieren soll.

Geruchsunterscheidung: Bei der Geruchsunterscheidung lernt der Hund verschiedene Gerüche zu unterscheiden und anzuzeigen. Diese Form des Trainings wird u.a. genutzt, um Schimmel anzuzeigen, Krebs frühzeitig zu erkennen oder große Mengen an Bargeld aufzuspüren."