Von Pappenheim bis Posemuckel

Sprichwörter: Wo unsere Redewendungen herkommen

Ob ausgefallene Schützenfeste oder berühmte Schönheiten: Entdecken Sie mit uns die spannenden Geschichten der geflügelten (W)Orte.

Die alte böhmische Stadt Cesky Krumlov.
Die historische Altstadt von Böhmisch Krumau ist seit 1992 Weltkulturerbe. Foto: zhuyufang / iStock
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"Ich kenne meine Pappenheimer"

Erklärung: Der Satz stammt aus "Wallensteins Tod" von Friedrich Schiller (1759–1805): Das besonders unerschrockene Regiment aus Pappenheim (Bayern) ist das einzige, das sich nicht auf Befehl des Kaisers von seinem Feldherrn Wallenstein abwendet (weil der mit den Schweden paktieren will), sondern erst prüft, ob es sich nicht doch um eine Intrige handelt. Darauf Wallenstein stolz: "Daran erkenne ich meine Pappenheimer."

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"Das sind böhmische Dörfer für mich"

Erklärung: Das geflügelte Wort für "Das verstehe ich nicht" entstand im 16. Jahrhundert, als Böhmen ein eigenständiges Königreich war, das an Deutschland grenzte. Für die Bewohner im Grenzgebiet waren böhmische Orte fremd und schwer auszusprechen.

"Das sieht aus wie Gelsenkirchener Barock"

Erklärung: Der Ausdruck für billige, überladene Möbel entstand nach 1933. Damals spottete man über günstige – weil industriell hergestellte – Möbel mit bauchigen Formen, die sich sogar die Arbeiter im Ruhrgebiet leisten konnten. Warum Gelsenkirchen herhalten musste? Vermutlich, weil die Stadt damals sprichwörtlich für das aufstrebende, moderne Ruhrgebiet stand.

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"Das geht aus wie das Hornberger Schießen"

Erklärung: Der Legende nach sollte im Jahr 1667 in Hornberg (Schwarzwald) ein Schützenfest stattfinden, zu dem auch Bewohner anderer Orte eingeladen waren. Die groß angekündigte Gaudi fiel dann aber ins Wasser, weil die Hornberger das Schießpulver vergessen hatten. Heute besagt die Redensart: "Am Ende kommt nichts dabei heraus."

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"Soll ich erst bis Posemuckel laufen? "

Erklärung: Im 19. Jahrhundert wurden die beiden polnischen Dörfer Groß Posemuckel und Klein Posemuckel (deutsche Namen) zum Synonym für weit abgelegene, provinzielle Orte.

"Er hat sich aufgeführt wie der Schneider von Ulm"

Erklärung: Den Schneider von Ulm gab’s wirklich: Er war auch Erfinder (u. a. Beinprothesen) und Flugpionier. Nach einem spektakulären Flugversuch am 31. Mai 1811 ging er allerdings in der Donau baden und wurde dafür von den Medien verspottet. Der Volksmund machte daraus ein Sprichwort für Leute, die den Mund zu voll nehmen und dann aufsehenerregend scheitern.

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"Bist du auf den Nürnberger Trichter gekommen? "

Erklärung: Sich mühelos Wissen "eintrichtern" oder Dinge verstehen zu können, geht zurück auf den Nürnberger Dichter Georg Philipp Harsdörffer. Er nannte sein 1647 erschienenes Lehrbuch der Dichtkunst „Poetischer Trichter (…) in VI Stunden einzugiessen“. Das erfolgreiche Werk führte zu dem Ausdruck, der heute meist zu "… auf den Trichter kommen" verkürzt wird.

"In Sachsen, wo die schönen Mädchen wachsen"

Erklärung: Über die Herkunft dieses Spruches wird immer noch gerätselt. Möglicherweise geht er zurück auf einen Vers in Karl Simrocks "Das deutsche Kinderbuch" (1848): "Wenn sie größer wachsen, reiten sie nach Sachsen, wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen."

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